...eine Gebrauchsanleitung

 

Geistliche Impulse und Gottesdienste wollen 

  • den Alltag unterbrechen,
  • innere Sammlung ermöglichen,
  • Gemeinschaft stiften,
  • zu sich und Gott finden helfen,
  • den Glauben stärken,
  • Lebenshilfe und Anregung sein.
Anlässe gibt es viele

Menschen haben ein existentielles Bedürfnis nach Religiosität und Spiritualität. Diese Bedürfnisse und das Leben machen vor der Schultür nicht halt.

Im Verlaufe eines Jahres gibt es in der Schule eine Vielzahl von Anlässen zu spirituellen Impulsen: 

  • Im Kirchenjahr: z.B. zu Advent, Weihnachten, Ostern.
  • Im Schuljahr: z.B. zu Beginn des Schuljahres, zur Abschlussprüfung, die wöchentlichen Schülergottesdienste.
  • Zu lebensnahen Anlässe: z.B. beim Unfalltod eines Schülers, einer Katastrophe oder bei Kriegsausbruch.
Die Teilnehmer/innen

In Schulen sind bei den Verantwortlichen zuerst meist die Schüler/innen im Blick, wenn es um spirituelle Angebote geht. Daneben sind aber auch Lehrer/innen und Eltern eine mögliche Zielgruppe. Vielen Lehrern fällt es schwer, Angebote für Kollegen oder Eltern zu machen. Hier gibt es - oft unbegründete - Ängste und Vorbehalte. Neben eigenständigen Angeboten für die jeweiligen Gruppen kann man auch Lehrer/innen oder Eltern zu Angeboten für Schüler/innen mit einladen. Entsprechend der jeweiligen Zusammensetzung gilt es, die jeweiligen Teilnehmer nicht zu überfordern. Sprache und Elemente sind entsprechend anzupassen. 

Ökumene und Gastfreundschaft

Nicht alle, die in einer Schule "arbeiten und leben", begrüßen das Angebot von spirituellen Impulsen. Eigene Probleme mit dem Glauben oder mit Kirche lösen bei ihnen Widerstände aus. Als Begründung wird angeführt, dass nur noch ein Teil der Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern christlich sei und man den anderen nicht zumuten könne, an den Angeboten teilzunehmen. Auf der anderen Seite leben wir in einer christlichen Kultur. Wenn es in der Schule versäumt wird christliche Voraussetzungen zu schaffen und Kinder und Jugendlichen in die christliche Kultur einzuführen, wird diesen jungen Menschen etwas Entscheidendes vorenthalten. Zu erfahren, dass es Menschen gibt, die an Gott glauben und dies durch ihren Einsatz in der Schule auch bezeugen, kann für Schüler/innen eine ermutigende und wegweisende Erfahrung sein. Wo möglich und nötig gilt es zu prüfen, wie Angebote überkonfessionell und interreligiös gestaltet werden können. Gleichzeitig ist davor zu warnen, bei Angeboten immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu nehmen. Vielmehr gilt es ein konfessionelles oder christliches Profil zu wahren, zu leben und im Alltag zum Ausdruck zu bringen. Viele Nicht- und Andersgläubige können sehr gut als Gast mit so geprägten Impulsen umgehen. Es geht um Achtung religiöser Überzeugungen, ohne dabei spezifische Profile zu verwischen. Es heißt aber auch offen und dialogbereit gegenüber den anderen Konfessionen und Religionen zu sein.

Wir laden ein

Geistliche Impulse und Gottesdienste sollten den Charakter einer Einladung, nicht aber einer Verpflichtung haben. Gerade weil Leben und Glauben im Zentrum stehen, sollten sich die Schüler/innen – wo dies möglich ist - zur Teilnahme entscheiden können. Schüler/innen oder andere zu einer Teilnahme zu zwingen löst nur Widerstände aus und führt unvermeidlich zu Störungen, die auch den anderen Teilnehmer/innen ein tiefes Erleben erschwert. Spirituelle Impulse sollen eine Bereicherung sein und von den Schüler/innen so empfunden werden. Wie einladend das Angebot wirkt, liegt oft an dem der durchführt. Wo es Vorbehalte oder Ablehnung gibt, lohnt es sich, diese vorab offen anzusprechen. 

Verortung im Schulalltag

Ideal ist es, wenn spirituelle Angebote klar zum Profil einer Schule gehören und zu festen Zeitpunkten im Schuljahresverlauf verankert sind. Regelmäßigkeiten und Gewohnheiten geben Sicherheit bei Planung und Durchführung. Sie bieten auch für die Schüler/innen einen guten Orientierungsrahmen. 

Hilfreich kann zum Beispiel sein, dass sich die Fachschaft Religion zu Beginn eines Schuljahres zusammensetzt und eine Art Jahresprogramm bespricht und vereinbart. Dieses in einer Gesamtlehrerkonferenz vorgestellt und mit der Schulleitung abgesprochen kann vieles erleichtern und neue Möglichkeiten eröffnen. 

Vorbereitung

Zu oft werden spirituelle Impulse von einer Person alleine vorbereitet. Das mag manchmal aus der Not heraus so geschehen. Ideal ist es, wenn mehrere Interessierte ein Angebot miteinander vorbreiten und durchführen. Verschiedene Ideen und Begabungen können dann in die Vorbereitung mit einfließen und die Last kann auf mehrere Schultern verteilt werden. Es empfiehlt sich weiter, Schüler/innen bei der Organisation und Durchführung mit einzubinden. Dies fördert die Aufmerksamkeit und Akzeptanz eines Angebotes an der Schule. 

Notwendigkeit von Leitung

Wesentlich bei einem spirituellen Impuls ist die Leitung. Sie muss bei Organisation und Durchführung den Überblick haben, den Anfang und das Ende setzen, Einsätze geben. Die Haltung und das Verhalten der Leitung prägt den Verlauf und trägt zum Gelingen eines spirituellen Impulses wesentlich mit bei. Sie trägt ganz wesentlich zu einer wirklichen Feierkultur bei oder verhindert diese.

Wenn bei spirituellen Angeboten die Leitung vernachlässigt wird, geschieht dies oft aus dem guten Vorsatz heraus, in diesen Bereich nicht eingreifen oder bei so einem sensiblen Angebot nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen zu wollen. Hier gilt es das richtige Maß zu finden und dabei doch stets die Leitung fest im Blick zu haben.

Verlauf

Möglicher Verlauf und Elemente für einen geistlichen Impuls oder Gottesdienst können sein:

  • Ankommen/Schwellengang: Meditative Musik im Hintergrund oder das Einsingen von Liedern erleichtert den Teilnehmern den Schwellengang vom profanen Schulalltag in einen anderen Raum. Eine Einführung in den geplanten Ablauf kann Unsicherheiten abbauen und Regieanweisungen während des Angebots erübrigen.
  • Eröffnung: in Form einer Begrüßung, einer Eröffnungshandlung und ein Gebet.
  • Lied
  • Hinführung zum Thema: mit Worten, einer Handlung oder Symbolen.
  • Schrifttext/Botschaft: Lesung eines Schrifttextes und Deutung des Schrifttextes.
  • Lied
  • Gemeinschaft: Möglichkeit durch Fürbittgebet, Vaterunser und Schlussgebet die Gottesbegegnung und Begegnung untereinander zu bekräftigen und zu vertiefen.
  • Abschluss/Übergang: Abschluss und Entsendung Segen, Gedanken zum Schluss und einer „Hausaufgabe“ oder einem Erinnerungssymbol in den Alltag.
  • Lied 

Oberster Leitsatz bei der Vorbereitung sollte immer sein: Weniger ist oft mehr! Es darf nicht zu einer bloßen Aneinanderreihung von Einzelelementen kommen, die zum Thema passen.

Der Aufbau jedes Angebotes bedarf eines gewissen Spannungsbogens. Wichtige Elemente sind dafür der Wechsel

  • von Worten, Handlungen, Symbole, Gesten, Texte, Lieder, Musik
  • von Impulsen und Beteiligung der Teilnehmer/innen
Raum gestalten

Wenn man die Wahl hat, sollte man überlegen, welcher Raum zum eigenen Angebot passt: ein Klassenzimmer, der Meditationsraum, der Pausenhof oder das Schulgelände, eine nahe Kirche oder Gemeindezentrum. Wichtig ist es Atmosphäre zu schaffen, egal wo das Angebot stattfindet. Oft genügen dafür wenige Elemente wie Kerzen, Musik, Instrumentalmusik, Tücher oder Blumen.

Alles hat seine Zeit

Manchmal ist es eine Kunst die ideale Zeit für ein Angebot zu finden. Günstig ist es in der Regel einen Impuls an den Beginn oder das Ende eines Tages oder einer Schulstunde zu legen. Im Idealfall ist er für die Schüler/innen so ein gelungener Einstieg in einen Tag oder ein Abschluss, der danach noch Raum für jeden einzelnen lässt.

Darüber hinaus ist immer zu überlegen, wann in der Schulwoche oder während des Schuljahres solche Angebote passend liegen. Manchmal muss man etwas experimentieren, um den idealen Zeitpunkt für ein Angebot herauszufinden.

Rückschau halten 

Man sollte sich nach einem Angebot immer ein paar Minuten Zeit nehmen und Rückschau halten: Was hat sich bewährt, was könnte verbessert werden, an was ist beim nächsten Mal noch zu denken? Hilfreich ist, sich für das nächste Mal Notizen zu machen und eine Art Checkliste zu erstellen.

Für eine gute Sache werben

Für jedes Angebot gilt es Interesse und Neugierde zu wecken. Das geschieht am Besten über persönliche Einladung und Mund-zu-Mund-Propaganda. Darüber hinaus sind Lehrerkonferenzen, Plakate und Schulhomepages weitere gute Möglichkeiten um für ein Angebot zu werben und einzuladen. Hilfreich ist, wenn sich feste Zeiten und Rhythmen für Angebote einspielen. Dann wird vieles einfacher und (manchmal) einfach selbstverständlich.

 

Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums zu Schul- und Schülergottesdienste

"Schul- und Schülergottesdienste leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung des Erziehungs- und Bildungsauftrages der Schule. Sie dienen neben dem Religionsunterricht der religiösen Erziehung der Schüler. Dies gilt nicht nur für die Grund- und Hauptschulen, die nach Artikel 15 Landesverfassung christliche Gemeinschaftsschulen sind, sondern entsprechend dem Auftrag von Grundgesetz, Landesverfassung und Schulgesetz für alle Schularten. Dies erfordert, dass Schul- und Schülergottesdienste im Rahmen der Unterrichtszeit am Vormittag möglich sind. Sie können auch im Schulgebäude gehalten werden.

1. Schulgottesdienste: Den Schulen wird empfohlen, zu Beginn und Ende eines Schuljahres sowie vor oder nach größeren Ferienabschnitten (Weihnachtsferien, Osterferien) sowie am Buß- und Bettag in Absprache mit den örtlichen Kirchenbehörden Schulgottesdienste anzubieten. Dabei soll der Charakter dieser Gottesdienste als Veranstaltung der Schule deutlich werden. Die Teilnahme für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler ist freiwillig. Der Schulgottesdienst kann auch ökumenisch gestaltet werden.

2. Schülergottesdienste: Schülergottesdienste liegen in der Verantwortung der jeweiligen Religionsgemeinschaft. Es ist jedoch Aufgabe der Schule, ihre Durchführung zu unterstützen. Auf Antrag einer örtlichen Kirchenbehörde haben die allgemeinbildenden Schulen sowie die beruflichen Vollzeitschulen eine Unterrichtsstunde in der Woche während der Unterrichtszeit am Vormittag für den Schülergottesdienst freizuhalten. Dies gilt, wenn und solange die auf Grund der Anzahl nicht teilnehmender Schüler entstehenden organisatorischen Schwierigkeiten in vertretbarem Rahmen bleiben. In strittigen Fällen führen die kirchlichen Oberbehörden im Zusammenwirken mit der zuständigen Schulaufsichtsbehörde eine Entscheidung herbei. Wo kein regelmäßiger Schülergottesdienst eingerichtet wird, sollten verstärkt Schulgottesdienste oder Schülergottesdienste in bestimmten Abständen oder zu besonderen Anlässen abgehalten werden (z.B. katholische Gottesdienste am Aschermittwoch oder Allerseelen.)

3. Beurlaubung für die Teilnahme an Gottesdiensten an Buß- und Bettag: Schülerinnen und Schüler, die während der Unterrichtszeit an einem von der örtlichen Kirchengemeinde getragenen Gottesdienst teilnehmen wollen, sind hierfür vom Unterricht zu beurlauben."